Sich selbst verlieren – Und nun?

von Jun 6, 20230 Kommentare

Sich selbst verlieren bedeutet, stückweit neben sich zu stehen. Nicht mehr Herr/in des Geschehens zu sein. Getrennt von sich selbst zu sein. Stress, Müdigkeit, Orientierungslosigkeit und innere Leere sind typische Begleiterscheinungen. Dazu können sich auch körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Bauch-oder Rückenschmerzen und allgemeines Unwohlsein gesellen. Geht es dir von Aussen betrachtet gut, aber dennoch bist du in dir nicht glücklich und zufrieden? Fühlst du dich wie fremdgesteuert oder gefangen?

Dann lass dir gesagt sein: Du bist damit nicht allein, diese Symptome sind typisch für die aktuelle Zeit. Denn die Welt ist im Wandel, rüttelt an dem Bisherigen und das bringt Herausforderungen auf allen Ebenen mit sich.

Dieser Beitrag wurde erstmals im März 2022 veröffentlicht und im Juni 2023 aktualisiert.

Sich selbst verlieren ist ein typisches Phänomen unserer Zeit

Den Kontakt zum eigenen Selbst zu verlieren, ist ein typisches Phänomen unserer Leistungsgesellschaft. Bewusst oder unbewusst orientieren wir uns an fremden Vorgaben und rennen mit einem höher, schneller, weiter Modus durchs Lebens. Gleichzeitig strömen mehr und mehr Informationen ein; die äusseren Anforderungen und Reize halten den Fokus auf dem Aussen. Dadurch kann der Kontakt zum eigenen Selbst verloren gehen. Lebst du viele Jahre gegen deine innere Natur, dann verlierst du dich irgendwann selbst. Im Worst Case Szenario kann es sein, dass du den Eindruck hast, dein Leben rauscht an dir vorbei, aber du spielst darin nicht die Hauptrolle. Das ist mehr als schade, da wir es uns als Menschen wert sein sollten, ein Leben zu leben, das sich richtig gut anfühlt.

Das eigene Selbst verlieren ist ein schleichender Prozess

Den Kontakt zum eigenen Selbst zu verlieren geht nicht von heute auf morgen. Du wachst also nicht eines Morgens auf und denkst dir „hey, ich habe mich selbst verloren“. Das Ganze ist vielmehr ein schleichender Prozess, der meist über Jahre andauert und oft nicht wirklich überrascht. Denn selten bis kaum erfahren wir im Elternhaus, in der Schule oder der Ausbildung / Universität wie wir in Kontakt mit uns selbst kommen und bleiben.

Stattdessen findet ein Training statt, das lautet, sich an fremden Stimmen zu orientieren. Die der Mutter und des Vaters, der Grosseltern, von Lehrerinnen und Lehrern, von Vorgesetzten. Dazu gesellen sich oft unbewusste Überzeugungen und Bilder. Wir meinen, einem gesellschaftlichen Ideal gerecht werden zu müssen. All das führt dazu, dass wir uns anpassen und uns an äusseren Stimmen und Dingen orientieren. Das eigene innere Stimme wird so überlagert und meistens kaum wahrgenommen.

Viel im Kopf zu sein schafft häufig Probleme

In der westlichen Leistungsgesellschaft liegt der Fokus zudem auf der Ratio, Gefühle haben oft keinen Platz. Das führt häufig dazu, dass verlernt wird, in gutem Kontakt mit den eigenen Gefühlen zu sein und die eigene Intuition nicht wahrnehmen zu können.

Wenn du dich selbst verloren hast, kann es sein, dass du deine Prioritäten im Leben einseitig gesetzt hast. Vielleicht orientierst du dich seit Jahren für dein berufliches Fortkommen. Dein Ausgleich, Zeit für dich, für Hobbies, für Abenteuer und Genuss kommen dagegen deutlich zu kurz.

Drei Tipps, wenn du dich selbst verloren hast

Hier sind drei Tipps für dich, dir dir helfen können, wieder zu dir selbst zu finden und Klarheit zu bekommen, was du tun kannst, wenn du dich selbst verloren hast.

1. Komm bei dir an

Gönn dir Ruhe und Entspannung. Wenn du es einrichten kannst, nimm dir einen Tag oder ein Wochenende nur für dich. Erlaube dir, den Fuss vom Gas zu nehmen. Geh raus in die Natur. Atme bewusst. Das eigene Selbst zu finden ist ein Prozess. Gib dir Zeit. Auch das geht nicht von heute auf morgen. Übe dich in Geduld mit dir selbst. Sei liebevoll mit dir. Erzwinge nichts und lass den Druck aussen vor. Erlerne eine Entspannungstechnik, Meditation ist wunderbar geeignet. Du musst nicht stundenlag auf dem Meditationskissen sitzen, es geht einfach darum, erst einmal ersten Kontakt zu dir und zum eigenen Selbst herzustellen.

wieder zu sich selbst finden
In der Natur finden wir leicht Zugang zum eigenen Selbst

2. Gönn deinem Kopf eine Pause

Gib deinem Kopf eine Pause. Stell dir dafür vor, du hast einen Schalter, den du umlegst oder die Pausetaste für deinen Kopf drückst. Alle störenden Gedanken dürfen in der Zeit aussen vor bleiben. Auch Entspannung ist hilfreich, um deine Gedanken zu beruhigen. Das kannst du zum Beispiel in der Natur tun, bei sanfter Bewegung wie Radfahren, Laufen, Tanzen oder Wandern. Oder schau dir einen Film an, der deine Träume und Sehnsüchte weckt. Probiere aus, welche Technik bei dir funktioniert. Und dann tue dies ganz ohne Ehrgeiz und Druck. Mehr wie ein Kind, das auf Erkundungstour geht. Wenn der Kopf Pause hat, wird der Weg für das Gefühl frei. Reserviere dir im Alltag ganz bewusst Zeit für dich und tue das, was dir gut tut mit Genuss.

3. Ordne deine Prioritäten neu

Wahrscheinlich hatten bis jetzt andere Dinge in deinem Leben Priorität, wie etwa dein berufliches Fortkommen, dein/e Partner/in, die Kinder, der Hund, das Haus, das Auto. An welcher Stelle stehst du aktuell auf deiner Prioritätenliste? Menschen, die sich selbst verlieren, stellen sich selbst meist zurück.

Das darfst du ab heute ändern! Dir gehört die Hauptrolle in deinem Leben. Das hat nichts mit Egoismus zu tun. Das ist gelebte Selbstfürsorge und deine Lebensqualität!

Genau dazu habe ich eine praktische Übung für dich. Schnapp dir ein Notizbuch, öffne die Notizfunktion in deinem Handy oder eine Word-Datei. Und dann frage dich:

  • Was ist mir in meinem Leben eigentlich wirklich wichtig?
  • Habe ich das, was ich wirklich brauche, um mich gut zu fühlen um mich?
  • Was macht mich als Mensch aus?
  • Welche Aktivitäten fielen mir als Kind schon leicht?
  • Welche Wünsche und Träume habe ich?
  • Was liebe ich?

Denke nicht lange über die Antworten nach, sondern folge dem ersten Impuls, der auftaucht. Halte deine Ergebnisse schriftlich fest. Auf diese Weise erkundest du dich selbst und kommst deinem wahren Wesen näher. Gib dir hier Zeit. Das darf ein Prozess sein. Selten ist dieser innerhalb von einer Woche oder einem Monat abgeschlossen. Erkenne dich dafür an, dass du etwas ändern möchtest und dich auf den Weg machst.

Du wünschst dir in deiner aktuellen Situation Unterstützung? In meinen ganzheitlichen Coachings & Beratungen begleite ich meine Klienten feinsinnig und kompetent auf dem Weg zurück zu sich selbst. Wahlweise biete ich Einzeltermine oder längerfristige individuelle Begleitungen an.

Herzlichst,

Isabelle Polzin

Photos by engin akyurt, S Migaj on Unsplash

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